Die Künstlergruppe Demmerschoppen unterstützt das Netzwerk "Irmgard und Ortrud", das sich für die Rückbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße in Essen- Rüttenscheid einsetzt. Bitte Lächeln!
Essen, 25.02.2013/ kurz vor
zwölf
And the Oscar goes to… Ortrud! Am 24. Februar 2013 war die
Überraschung perfekt: Das Menschenrechts-Drama „Ortrud“ gewinnt den Oscar in
der Rubrik „Bester Film“. Besucher aus aller Welt wollen nun den Ort besuchen,
an dem der Film gedreht wurde: Essen-Rüttenscheid!
Rüttenscheider Gastronomen
bereiten sich auf Besucheransturm vor (Foto: Inge)
Die Chronik Frühjahr 2012: der amerikanische
Regisseur Jonathan Kowalski-Bayram wird während einer Vorrecherche für einen
neuen Film durch einen Zufall auf den Stadtteil Rüttenscheid aufmerksam. Eine
Suche im Internet machte den Enkel einer im 2. Weltkrieg aus Deutschland
ausgewanderten Familie neugierig.
„What the hell goes on in germany and where the fuck is Essen?“- soll
seine erste Reaktion gewesen sein, als bei der Eingabe der Worte „Krieg“, „Straßenkampf“ und „diktatorisch“
in der Suchmaschine Google immer wieder Artikel aus Essen-Rüttenscheid
auftauchten. Kurzerhand rief er einen in Kanada lebenden deutschen Freund an.
Auf die Frage hin, ob es in Deutschland rechtsradikale, kriegerische Tendenzen
gäbe, bekam er Hinweise auf Verbände wie
Pro Deutschland, Pro NRW und Pro Köln.
Er recherchierte weiter.
Was dann geschah, beschreibt
Kowalski-Bayran als die Geburt des Films „Ortud“.
Ein einfacher Tippfehler führte ihn
zur Initiative Provon, die zu seinem
Erstaunen ebenfalls in Rüttenscheid beheimatet ist. Er ließ sich sämtliche
Artikel übersetzen und staunte nicht schlecht, als dort der Vorname seiner
Mutter erschien: Ortud!
Regisseur Kowalski-Bayran,
hier ulkig verkleidet, bei seinen Recherchen. (Foto: Ingelore)
Der Film Ein berührendes
Menschenrechts-Drama, das die Zusammenführung vier alter Damen nach Jahrzehnten
beschreibt und dabei die deutsche Geschichte von 1850 bis heute beleuchtet.
Der Film beginnt mit einer
Kaffeetafel. Anna und Rosa (beide 95 Jahre alt) warten dort aufgeregt auf ihre
verschollenen Freundinnen Irmgard und Ortrud. Am Nebentisch unterhalten sich
verschiedene Menschen über NSU-Morde und rechtsradikale Tendenzen in
Deutschland. Aus dem Off hört man verschreckende Sätze. „Früher, als die
Rüttenscheider Straße noch Hermann-Göring-Straße hieß, gab es keine Dönerbuden.
Da war es viel sauberer.“
Bild von den Dreharbeiten: Der
örtliche Journalist „Stange“ bei seinem Rundgang durch den Bezirk. Neben der
besessenen Suche nach fehlenden Hundekotbeuteln will er die Einreise von
Irmgard & Ortrud verhindern. Wird er das Überleben? (Foto: Ingeborg)
Rückblende: Irmgard findet einen
Abschiedsbrief ihres Onkels, der sich aufgrund seiner Homosexualität das Leben
nahm. In diesem Brief zitiert der Onkel den Kriegsminister Karl von Einem, der sich zur Homosexualität folgend
äußert: „Mir sind diese Leute ekelhaft, und ich verachte sie…an welchem Orte es
auch ist, so muss er (der Homosexuelle) vernichtet werden.“ Aus Angst vor
Ächtung und Verfolgung verlässt die Familie die Stadt.
Ortrud, dessen Vater in der Roten Ruhrarmee kämpfte und in Essen
erschossen wurde, wohnt mit ihrer Mutter und einer behinderten Schwester in
Essen. Als Pazifistin gerät die Mutter immer wieder ins Visier der Staatsmacht.
Sie wird letztendlich mit der kleinen Schwester deportiert und ermordet. Ortrud
flüchtet aufs Land.
Zurück an der Kaffeetafel: Die
vier Freundinnen sind am Ende wieder vereint. Irmgard und Ortrud ziehen zurück
in ihre Heimat. Bei der Renovierung ihrer Wohnungen finden sie Kartons mit
geschichtlich bedeutenden Originaldokumenten. Sie retten sie vor der Entsorgung
und bringen sie zum Essener „Haus der Geschichte“. Mehr wird noch nicht
verraten…
Filmstart: ab sofort
täglich in Ihrem Kopfkino
Filmkritiken & erste Reaktionen:
„Wir können die Vergangenheit
nicht mehr gestalten, aber die Zukunft. Dieser Film ist sehenswert und reißt
auch dem an der Geschichte Uninteressierten die Ignoranz-Brille weg.“
(Günter, 34 J., BMI 24)
„Ob Pro NRW, Pro Köln oder
probiotisch. Man muss heute genau hinschauen, was die „braune Soße“ befeuert.
Nie mehr Krieg & mehr Demokratie“.
(Günter, 35 J., trockener Workaholic)
„VonVonVon, von vorgestern“
(Songtitel)
(Günter, 33 J., Dachdecker
& Songwriter) „Lieber Hella von Sinnen, als
Hans von Seeckt!“
(Günter, 66 J., bisexuell
& zweisprachig)