Mein
Name ist Heike. Ich bin Single. Und gemein. Ich liebe den Sommer. Da macht
Pärchen zerstören am meisten Spaß. Weil man es von morgens bis abends tun kann.
Angefangen früh morgens im Freibad bis spät abends im Biergarten. Im Winter ist
das schon schwieriger. Auf alle Fälle bei den Pärchen, die sich mit Nachwuchs
schmücken. Die sieht man im Winter nicht auf meiner Wildbahn. Da sitzen sie
wohl zu Hause und kleben Prinzessin Lilifee-Aufkleber auf die
Weihnachtsgeschenke für Oma und Opa. Hauptsache, es sieht nach Kreativität aus.
Idiotenpack. Nee, da ist mir der Sommer schon lieber. Allein schon wegen meiner
Königs-Disziplin „Husch, husch ins Körbchen“: Ihr fragt euch, was das ist? Ich
erklär’s Euch. Ich sitze, zum Beispiel vorm Eiscafé und suche mir eine
Opferfamilie mit Kleinkind aus. Dann heißt es warten. Das macht mir nichts aus,
denn allein das Warten macht mich schon ganz heiß auf den großen Augenblick.
Und dann ist er da, der wunderbare Moment: Das Kind kotzt! Herrlich. Während
sich die Mutti dann das Erbrochene Löffelbisquit-Vanilleeis-Gemisch aus dem
Dekolleté holt, springe ich auf und heuchle Anteilnahme. Ich stelle mich
parallel zur bekotzten Gattin gebückt hin und lasse wie von Geisterhand meine
Titten ein Stück aus dem tief ausgeschnittenen Trägershirt gleiten. Der
Auftritt der beiden Doppel-D-Airbags lässt den Gatten natürlich seine
Vaterpflichten vergessen. Die Babytränke seiner Alten ist ja auch wirklich kein
schöner Anblick und riecht genauso säuerlich wie ihr Gesicht gerade aussieht.
Während der hypnotisierte Göttergatte und sein Schwarzwaldbecher vor meinen
Augen schmelzen, kommt meine Freundin Babse ins Spiel. Sie hat immer ihren Hund
dabei, einen Mops. Vom Nebentisch aus lässt sie Mops Günter mit langer Leine
auf mich zulaufen. Ich streichle Günter kurz und sage „Ja was denn, mein Feiner,
ja was denn?“, nestle dann kokett an meinen Brüsten herum und zitiere Loriot
„Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos“.
Das
Hirn des breit grinsenden und blöd glotzenden Gatten ist nun vergleichbar mit
der geschmolzenen Pfirsich-Melba-Pampe der werten Frau Gemahlin. Ein blutloser
Brei in seinem Kopf, dafür aber mindestens zwei Liter Lebenssaft zwischen den
Beinen. Jetzt ist die Zeit gekommen, um mich zu verabschieden. Ich schiebe
meine Brüste mit den Worten „Husch, husch ins Körbchen“ in den BH zurück und
stolziere zurück zu Babse und Günter. Wir gackern dann herum, lecken obszön an
den zwei perfekt auf einem Hörnchen drapierten Kugeln Vanilleeis und beobachten
den beginnenden Krieg.
Gerne
gehen wir auch ins Schwimmbad und legen uns in die Nähe des Pissbeckens, äh
Kinderbeckens. Wenn Mutti dann mit dem kleinen Racker in 20cm hohem
Chlor-Urin-Gemisch planscht, wird Papa genötigt, Babse oder mir den Rücken
einzucremen. Wir sagen dann Sätze wie „Sind sie Masseur?“ oder „Hoch,
T’schuldigung, das ist mein Gleitgel, Moment, hier ist das Öl.“
Natürlich
stöhnen wir dabei. Papi hat nämlich schon lange kein Stöhnen mehr gehört.
Schließlich schläft der kleine Pascal ja mit im elterlichen Schlafgemach. Und
da heißt es beim Bumsen „Schnauze halten, sonst Baby wach.“
Wenn
Papi dann erregt auf der Schwimmbadwiese liegt, kommt Mutti angewackelt und
übergibt Papi das Kind, das uns als Schutzschild oder Burgmauer vom Gatten
abhalten soll. Das hält uns aber nicht ab. Wir machen dann kleine Scherze mit
dem Wonneproppen und sagen beim Anblick seiner dicken Windel „Ooh, ganz der
Papa.“ Und dann knuffen wir ihm am Bauch herum „Guck mal, wie süß, Babyspeck, wie
knuffig und ganz glatt, ohne Cellulite.“ Babse erzählt dann angewidert von Frau
Kessler und ihrer Fettschürzen-OP. Das Kessler-Kind habe nur 2500 Gramm
gewogen, aber die Fettschürze 5,4 Kilogramm. Wir fassen uns dann beide an den
dünnen Bauch, was so wirkt wie Gähnen: Das Gegenüber macht mit. Im Gegensatz
zum Gähnen wirkt es bei einer Wöchnerin aber äußerst Frust schaffend. Dann
hauen wir Popo wackelnd ab und machen das 2-Kugel-Vanille-Eis-Ritual in
Richtung des Platzes der Familie. Dabei gucken wir glücklich in den Himmel.
Kurze Zeit später kehren wir noch mal zum Schauplatz des aufkeimenden
Familiendramas zurück und holen unsere Handys ab, die wir vorher natürlich
perfekt positioniert im Aufnahmemodus dort liegen gelassen haben. Die Filme
schauen wir uns an doofen Winterabenden an.
Wenn das Wetter mal nicht so
prickelnd ist, nutze ich die Zeit und gehe in den Baumarkt. Am schönsten ist es
zwischen Frühlingserwachen und Sommeranfang. Da muss der Garten ja familientauglich
auf Vordermann gebracht werden. Und so bleibt es nicht aus, dass die ganze
Mischpoke im Baumarkt einfliegt. Allein könnte Papa ja die falschen Blumen
kaufen, Mutti würde garantiert statt einer Schraube einen Nagel einpacken und
die Rotzblagen haben ja sowieso Mitspracherecht. Schon mit 1,5 Jahren. Wäre ja
auch noch schöner, wenn Papa und Mutti einfach irgendeine Schaukel oder Rutsche
kaufen würden. Nee, das geht mal gar nicht. Vorab muss klein Jule-Marie auf
alle Fälle ein Riesentheater vor der Schaukel ihrer Wahl machen. „Die, die,
die…Papa, die,die, Papa bitte, tomm, taufen, taufen, wille rutschen, gez.“
Auch wenn Papa und Mama eine
andere Rutsche bevorzugen würden, setzt sich das Sprachgestörte Engelchen
durch. Wahrscheinlich halten die Erzeuger die Kleine für hochbegabt und haben
Angst, dass, wenn sie ihr die TÜV-Siegel freie Rutsche nicht kaufen, maximal
eine Realschülerin aus ihr werden kann. Aber egal. Ich habe meinen Spaß.
Nachdem ich am Morgen bereits in der Baumarkt-Bäckerei gefrühstückt habe und
eine Million Komplimente von Bauarbeitern eingeheimst habe, laufe ich glücklich
durch die Hammer-Arena. Was heißt hier laufen? Ich stöckele auf roten Pumps
durch die Gänge, während die Familienmuttis in Crocs, Turnschuhen oder
Gartengesundheitslatschen schlurfen und aussehen wie blödsinnige Mägde aus
alten Filmen. In diesem Fall beobachte ich übrigens erstmal. Hier muss ich
nämlich nicht selber für Stunk sorgen. Das machen die schon ganz alleine.
Wenn’s dann kracht, bin ich zur Stelle. Bei Papi. Ich kann mir sicher sein,
dass Mutti beleidigt im anderen Gang oder bereits am Ford Escort Kombi steht,
dessen Fenster mit albernem Kindersonnenschutz
mit Kätzchen- oder Fantasieautomotiven geschmückt sind.
Derweil trage ich lässig
einen Blaumann unterm Arm und teste, natürlich genau in dem Moment, wenn der
Mann guckt, ob der Brustschurz passt.
„Meinen Sie, das passt, auch
wenn ich nur einen BH darunter trage?“ säusle ich dem erstaunten Kerl entgegen.
Noch nie hat einer gesagt, es würde nicht passen. Meist werden sie dann erstmal
richtig mutig und sagen „Was nicht
passt, wird passend gemacht. Ich kann ja helfen kommen.“ Geile Baumarktböcke.
Dann aber kommt mein großer Auftritt.
Ich sage ihnen, dass ich hier lediglich meine Blaumänner kaufe. Das Werkzeug
würde ich nur im Fachhandel erwerben. Gleich würde ich mir übrigens einen neuen
Schlagbohrer bei Hilti gönnen. Kawumm, das sitzt und imponiert den Boys.
„Ob ich denn selber
handwerklich begabt wäre?“ ist dann ihre Standardfrage. Ich protze dann ein
wenig mit Fachbegriffen, stelle aber kurz darauf wieder auf Blödchen-Modus um
und frage „Können Sie mir vielleicht sagen, ob ich Lack mit Verdünner
wegbekomme? Mir ist da gestern bei der Badrenovierung so ein kleiner Klecks auf
dem Popo gelandet, als ich im Slip noch eine klitzekleine Stelle nachlackieren
wollte und der Blaumann schon im Müll lag.“
Bumm, das erzeugt Bilder beim
geilen Baumarktmacho, insbesondere, wenn ich dabei lässig an einem Rohr reibe.
Sein Rohr verhält sich derweil wie Aqua Fermit Muffenkitt. Erst weich, leicht
knetbar, dann aber doch zähelastisch und gut, um Fugen zu füllen und
abzudichten.
Ich gehe dann mit ihm zur Kasse. Was im Supermarkt die
Überraschungseier, sind im Baumarkt unnütze Niedrigpreisprodukte wie
Schraubendreher ohne jede Qualität. Aber egal, sie sind billig und wirken enorm
sexy, wenn man sie mal kurz in die Hand nimmt, ins Dekollete steckt, um ans
Portemonnaie zu kommen und dabei seinen leicht geöffnetem Mund Richtung
Schraubendreher führt. Spätestens jetzt hat die Gattin den Alten längst wieder
im Visier. Mir egal. Ich öffne an der Kasse noch schnell eine kleine Dose, hier
gekauften, aber bereits angerührten Kleister und frage den Kassierer (ich gehe
nur zu Kassierern), wie lange ich das Zeug noch benutzen kann. Und dann kommt
mein Showdown. Ich habe das zu Hause wochenlang geübt. Wie aus Versehen greife
ich gelenk ins Töpfchen und lasse elegant ein spermoid aussehendes Tröpfchen
auf mein sonnengebräuntes Dekollete tropfen und frage, während ich mit dem
Zeigefinger den Klecks verschmiere und dann Richtung Mund führe „Darf man doch,
oder?“. Einen kleinen Klecks hinterlasse ich geschickt auch auf ihm und fordere
dann seine Adresse, weil ich darauf bestehe, die Reinigung zu bezahlen. Dann
fahre ich nach Hause, ziehe mich schnell um und fahre mit Babse zur Adresse des
Bekleisterten. Oft haben wir Glück und freie Sicht auf Garten samt
Familienknatsch. Wird natürlich alles gefilmt. Ehrlich, ich könnte Euch noch so
viel erzählen, aber jetzt kommt erstmal der Herbst. Da verkaufe ich bei ebay
die doofen Schraubendreher, die sich im Laufe des Sommers so angesammelt haben.
Und ich halte Ausschau nach Plätzen, wo man im Winter Pärchen zerstören kann.
Ich erzähl Euch davon. Bald. Denn wem soll ich das denn sonst erzählen? Ich bin
Heike. Und Single.